"United City Warrior Society"

Native American / First Nation

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"Austria"

 

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Diese Homepage dient zur Information und Aufklärung und soll zum Nachdenken anregen. 500 Jahre Unrecht sind genug. Es wird Zeit das die amerikanischen Ureinwohner zu ihrem Recht kommen.

 

 Hau Kola

 

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This website serves to inform and educate and is thought-provoking. 500 years are wrong enough. It is time that the Native Americans have their rights.

 

the eagles bed by Native American Indian on Grooveshark
Native American / First Nation History Page "Austria"
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We support the American Indian Movement"

Christian Hauser, Founder & President United City Warrior Society
Christian Hauser, Founder & President United City Warrior Society
Diese Seite ist der amerikanischen Urbevölkerung gewidmet. In großem Respekt vor ihrer Kultur und in Ehrfurcht vor dem Leid, was sie erfuhren, möchte ich meinen Teil dazu beitragen, dass sie niemals vergessen werden auf dieser Welt.

Ich dulde hier keine selbsternannten Medizinmänner oder Indianerkopierer. Meine Beiträge sind von mir sorgfältig recherchiert und dienen ausschließlich der Information. Der Respekt vor der Kultur und den Ritualen der Native American People steht im Vordergrund.

Obwohl ich mich hier hauptsächlich mit den Ureinwohnern Nordamerikas auseinandersetze, möchte ich festhalten, dass mir selbstverständlich bewußt ist das den Ureinwohnern Südamerikas und Canadas genauso Unrecht geschehen ist und noch immer geschieht.
Ich möchte die Native Americans hier nur als Beispiel für 500 Jahre Unrecht auf dem ganzen Koninent anführen.
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This page is dedicated to the Native Americans  . With great respect for their culture and in awe of the suffering, what they learned, I want to do my part, that they'll never forget in this world.

I suffer here no self-proclaimed medicine men or Indians copier. My posts are of my carefully researched and are for information only. Of respect for the culture and rituals of the Native American People in the foreground.

Although I am here primarily grappling with the Native Americans, I would hold that to me is of course aware that the natives of South America and Canada just been wronged and is still happening.
I would just mention the Native Americans as an example for 500 years on the wrong continent.
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Die Schlacht auf den Plains

Medizinmann Sitting Bull, der die Sioux am Little Bighorn befehligt haben soll, kämpfte in Wirklichkeit nicht selbst mit,sondern blieb in den Hügeln zurück, um Medizin zu machen.
Medizinmann Sitting Bull, der die Sioux am Little Bighorn befehligt haben soll, kämpfte in Wirklichkeit nicht selbst mit,sondern blieb in den Hügeln zurück, um Medizin zu machen.


Im Jahre 1874 berichtete George Custer, der mit seiner Kavallerie auf einem Erkundungsritt war, von Goldfunden in den Black Hills, der letzten Festung der kriegerischen Sioux.
Goldgräber strömten scharenweise ins Indianerland, und aufgebrachte Krieger belästigten und überfielen weiße Siedlungen. Im Dezember 1875 übersandte der Kommissar für Indianerfragen
den Agenten in den Sioux-Reservaten westlich des Missouri schließlich ein Ultimatum. Ein Auszug daraus lautete:
„Sir, auf Anordnung des Hon. Secretary of the Interior weise ich Sie an, die Gruppe von Sitting Bull und anderen wilden und gesetzlosen Gruppen von Sioux, die außerhalb der Grenzen ihrer Reservation leben und das westliche Dakota und östliche Montana durchstreifen, davon in Kenntnis zu setzen, daß sie, sofern sie nicht bis zum 31. Januar nächsten Jahres in die Grenzen ihrer Reservation zurückkehren (und dort verbleiben), als feindlich betrachtet und von den militärischen Einheiten dementsprechend behandelt werden sollen."

Die Agenten schickten Läufer durch den Schnee, um die Stammeshäuptlinge benachrichtigen zu lassen. Aber die Häuptlinge weigerten sich, mit ihrem Volk umzusiedeln. Im Frühjahr hatten sich viele Sioux-Gruppen zu einem einzigen beweglichen Verband von 1’500 bis 2’500 Kriegern zusammengeschlossen. Gemeinsam - noch immer frei und in kämpferischer Stimmung - würden sie den Weißen ein für allemal zeigen, was es bedeutete, ein indianischer Krieger zu sein.

Der ruhmreiche Sieg eines kühnen Kriegers

Custer. Sitting Bull. Die Schlacht am Little Bighorn. Diese Namen haben sich seit einem Jahrhundert jedem geschichtsbewußten Amerikaner eingeprägt. Trotzdem basiert die allgemein verbreitete Darstellung auf Mißverständnissen und Erfindungen. Die Schlacht am Little Bighorn war kein indianischer Hinterhalt; sie war eine indianische Verteidigung gegen einen Angriff weißer Soldaten. Sitting Bull war an diesem Tag nicht am Kampf beteiligt.
Der Indianer, der den Sieg davontrug, war ein Kriegshäuptling der Sioux, ein brillanter Taktiker und tapferer Krieger namens Crazy Horse. Und er nannte den Flug nicht einmal Little Bighorn.


Für ihn war er der Fettes-Gras-Flug. Niemand kann beurteilen, was Crazy Horse während der Schlacht dachte oder empfand; die Geschichtsbücher wurden von Weißen geschrieben.

 

- - Aber es ist verlockend und vielleicht auch zulässig, diesen schicksalhaften Tag zu rekonstruieren, wie ihn der berühmteste Krieger der westlichen Sioux gesehen haben könnte - - .

 

Er war jung für einen „alten" Häuptling, noch Anfang Dreißig, ungefähr 1,70 Meter groß, nicht so hochgewachsen wie viele seiner Stammesbrüder, aber schlank und sehnig, ruhig und würdig, mit einem nachdenklichen, melancholischen Gesicht. Als er aufstand, um zu gehen, schwiegen die Männer in der Ratsversammlung, falls er noch ein Schlußwort anzufügen habe. Aber inzwischen war schon alles gesagt worden. Einige der älteren Männer neigten dazu, ewig weiterzureden, aber die Kriegshäuptlinge würden nicht mehr lange bleiben, nachdem er gegangen war.

 

Es war ein heißer Mittag, obwohl Schönwetterwolken am Himmel standen. Hätte er einen der Hügel am Talrand bestiegen, hätte er weit im Süden verschwommen die mit Schnee gesprenkelten Gipfel der Bighorn Mountains, um die sich Wolken auftürmten, sehen können. Auf dem Talboden wechselten Sonnenflecken mit Wolkenschatten ab: eine herrliche Landschaft in diesem frühsommerlichen Juni - von den Indianern „Monat, der fett macht" genannt. Der Fettes-Gras-Fluß, dessen Ufer an einigen Stellen bewaldet waren, schlängelte sich die Ostseite des Tals entlang. Ein Junge von sechs oder sieben Wintern konnte einen Stein hinüberwerfen. An den Furten reichte er nur bis zu den Steigbügeln eines Pferdes, aber die Indianer liebten es, in seinem kühlen Wasser zu schwimmen und zu baden. An den Außenseiten der Flugbiegungen waren Steilufer entstanden - an einigen Stellen kahle braune Erdwälle, an anderen mit wildwachsenden Pflanzen wie Rosenranken, die jetzt zartrosa blühten, überwuchert. Auf den grauen Hügeln blühten die Yuccas, deren Stengel dicht mit grünweißen Blütenblättern besetzt waren. Hier und dort verrieten blaue Blüten den nach Prärierüben grabenden Frauen, wo sich die Suche lohnte.

 

In dieser friedlichen Landschaft waren die kreisförmigen Lager aufgeschlagen: mindestens sechs größere und kleinere der Sioux und eines der Cheyenne. Insgesamt bedeckten sie einen fast fünf Kilometer langen Uferstreifen. Zu den vielen Weiden- und Strauchhütten der Lager kamen noch die Wickiups unabhängiger Krieger, die am Flug entlang verstreut waren. Die meisten dieser Krieger waren hierher gekommen, weil sie auf ihre Häuptlinge und auf ihre alte Überzeugung vertrauten, daß Tapferkeit und kämpferische Fähigkeiten alle Probleme lösen konnten.


Im Lager der Brille-Sioux machte ein Ausrufer seine Runde und verkündete die von der Ratsversammlung erlassenen Anordnungen:

 

„Schickt nach allen Frauen, die auf den Hügeln graben; sie sollen in ihre Tipis zurückkommen! Treibt alle Pferdeherden in den Lagerkreis! Frauen, haltet euch bereit, rasch aufzubrechen, aber bleibt ruhig! Ihr werdet beschützt! Krieger, macht euch zum Kampf bereit!" Stromabwärts in den anderen Lagern wiederholten andere Ausrufer die gleichen Anweisungen: „Die Pferdeherden in den Lagerkreis! Frauen, bleibt ruhig! Ihr werdet beschützt! Krieger, macht euch kampfbereit!"

 

Das Lager war riesig - viel zu groß, um längere Zeit an einem Ort existieren zu können, weil die zahllosen Pferde alles Gras abweideten. Aber es war gut, daß hier viele Indianer versammelt waren. Unter Umständen kamen die wasichus noch an diesem Tag. Späher der Sioux hatten etwa 650 von ihnen einen halben Tagesritt weit entfernt beobachtet, als sie über die Wasserscheide vom Rosebud Creek herüberkamen. Viele der Häuptlinge hielten die Kolonne nur für eine starke Aufklärungsabteilung; andererseits konnte niemand beurteilen, was im Kopf eines wasichu-Kriegshäuptlings vorging.

 

Vielleicht waren die Blauröcke die Militäreinheit, die bei den wasichus als 7`h Cavalry bezeichnet wurde - unter Befehl Langhaars, der bei den Weißen Custer hieß. Er war der Mann, der die Eisenbahnvermesser am Yellowstone River beschützt und die Goldgräber ins Land gebracht hatte. Er und seine Männer hatten den Cheyenne-Häuptling Black Kettle unten im Süden am Washita River erschossen. Falls sie jetzt kamen, solange das große Lager noch zusammenhielt und bevor die Gruppen sich wieder trennen mußten, war dies ein guter Tag und ein guter Ort für eine Schlacht: hier am schönen Fettes-Gras-Flug, den ihre Feinde, die verhaßten Crow, die gelegentlich den wasichus geholfen hatten, Little Bighorn nannten.

 

Bei den Oglala-Sioux waren jetzt die meisten Pferde in den großen Lagerkreis getrieben worden, wo sie von den Jungen gehütet wurden. Crazy Horse schlüpfte durch den Eingang des Tipis und kniff im Halbdunkel die Augen ein wenig zusammen, um Black Shawl, seine Frau, und ihre alte Verwandte, die bei ihnen lebte, besser sehen zu können. Black Shawl war eine gute Frau. Sie hatte ihm vor einigen Jahren ein Kind geboren, ein kleines Mädchen, das gerade lange genug gelebt hatte, um lachen und tanzen und sprechen zu können. Dann hatte es die Krankheit bekommen, die bei den Weißen Keuchhusten hieß, und war daran gestorben. Ihr gemeinsames Leid hatte Black Shawl und Crazy Horse noch enger zusammengeführt.


Der Krieger schritt wortlos auf sein Kriegsbündel zu. Er zog sein Hirschlederhemd aus, streifte die Leggings ab und kniete sich auf ein Bisonfell. Er knotete das Kriegsbündel auf, legte die Farben zurecht und dachte dabei an die vielen Toten, die es dieses Jahr bereits gegeben hatte.

 

 

Die Kämpfe hatten im zeitigen Frühjahr begonnen - vor über drei Monden, als die nördlichen Plains noch immer vor Kälte erstarrt gewesen waren. Nachdem die Weißen den arroganten, unmöglich auszuführenden Befehl erteilt hatten, alle Indianer müßten mitten im Winter in ihre Reservationen zurückkehren, hatten sie in der Nacht ein Sioux- und Cheyenne-Lager am Powder River überfallen. Erst vor acht Tagen hatte Crazy Horse einen Angriff auf eine weitere Abteilung weißer Soldaten befehligt, die am Rosebud Creek nach Indianern gesucht hatten. Nach einem ganztägigen Gefecht hatten die Soldaten den Rückzug angetreten. Seitdem fühlten die Indianer sich sehr stark.


Als Crazy Horse sich jetzt auf den Kampf vorbereitete, erinnerte er sich an den Traum, den Sitting Bull gehabt hatte. Bei dem Sonnentanz im Frühjahr hatte der große Medizinmann ein schmerzvolles Opfer gebracht. Aus beiden Armen waren ihm je 50 Hautfetzen herausgeschnitten worden; danach hatte er zwei Tage lang getanzt und die Sonne angestarrt, bis er vor Erschöpfung bewußtlos zusammengebrochen war. Nach dem Erwachen hatte er seine Vision geschildert.


Viele Soldaten würden das Lager überfallen. Vielleicht ging sein Traum jetzt in Erfüllung.

George A. Custer, der im Bürgerkrieg als 23jähriger zum Brevetgeneral ernannt worden war das heißt ohne die entsprechenden Bezüge, hatte 1876 das Gefühl, sein Ruf als „militärisches Wunderkind" schwinde dahin.
Er hoffte, ihn durch einen Sieg über die Sioux wiederherstellen zu können.

Lager am Little Big Horn
Lager am Little Big Horn

Crazy Horse malte sich einen Blitzstrahl auf die Wange, zeichnete Hagelspuren auf seinen Körper und befestigte den Balg des Rotbugbussards in seinem Haar. Dann verließ er das Tipi, fischte draußen ein kleines Stück gekochtes Fleisch aus dem Kochtopf und begann zu essen. Die Häuptlinge und Unterhäuptlinge der Oglala-Sioux kamen, um mit ihm zu sprechen. Er erinnerte sie daran, dag die wasichus nicht wie Indianer kämpfen würden, falls sie auf einen Kampf aus waren. Sie würden besiegen und töten wollen. Und deshalb mußten die Indianer diesmal auf gleiche Weise kämpfen. Es genügte nicht, nur Coups zu zählen, sondern die Krieger mußten ihre Gegner auch töten.


Crazy Horse hatte selbst schon viele Coups erzielt, ohne sie zu zählen oder sich auch nur an sie zu erinnern. Hätte er seinen Kopfschmuck für jeden Feind, den er berührt hatte, mit einer Adlerfeder geschmückt, hätte man den Mann vor lauter Federn nicht mehr gesehen. Aber dies war nicht der rechte Zeitpunkt, um an die großen Taten der Vergangenheit zu denken.


Während sie noch sprachen, hörten sie plötzlich stromaufwärts Gewehrfeuer. Die Schüsse knatterten wie ein Präriebrand, der sich mit rasender Geschwindigkeit durch dürres Unterholz frißt. Sie sahen die von galoppierenden Pferden aufgewirbelten Staubwolken jenseits des äußersten Lagerkreises, den die Tipis der Hunkpapa-Sioux bildeten. Crazy Horse bestimmte rasch eine Gruppe von Kriegern, die ihn begleiten sollte. Er nahm keinen Schild, sondern nur seinen Bogen, einen Köcher mit Pfeilen, eine Streitkeule und ein Gewehr mit; um seinem Hals hing seine Kriegspfeife aus dem Flügelknochen eines Adlers.
Er galoppierte an der Spitze seiner Krieger zwischen den Lagern talaufwärts. Die Menschen waren jetzt aufgeregt und besorgt. Sie erkannten ihn, als er vorbeiritt, und riefen fast ekstatisch: „Crazy Horse! Crazy Horse!"


Er beobachtete das Gefecht vor ihnen an einer Biegung des Flusses: die jede Deckung geschickt ausnützenden Krieger, die quer durchs Tal und auf den Anhöhen verteilt waren. Die ersten Schüsse mußten gefallen sein, sobald der Feind in die Nähe der am Flug verstreuten Wickiups gekommen war. Die Angreifer hatten in Gewehrschußweite vor dem Hunkpapa-Lager halt gemacht.

Die Verteidiger jubelten Häuptling Crazy Horse zu, als er zwischen ihnen erschien, weil sie glaubten, er werde einen Ausfall anführen. Aber er winkte ihnen nur zu und ritt nach links unter die Bäume, wo er Black Moon (Schwarzer Mond) und einige der anderen Häuptlinge sah. Sie hielten einen hastigen Kriegsrat ab, während über ihnen Kugeln durch die Pappeln pfiffen. Black Moon hatte den Angriff beobachtet. Die Blauröcke hatten angegriffen, aber ihr Vorrücken war unvermittelt zum Stehen gekommen, als die Indianer sich zum Kampf gestellt hatten.


Crazy Horse ritt nach vorn zu einer Stelle, von der aus er die Front besser überblicken konnte. In diesem Augenblick ereignete sich etwas Merkwürdiges. Aus den Reihen der weißen Soldaten kam ein Pferd geradewegs auf die Indianer zugelaufen. Einige der Indianer hielten das für eine Demonstration tollkühner Tapferkeit, aber Crazy Horse sah das durchgehende Tier - mit rollenden Augen, den Kampflärm nicht gewöhnt - und den entsetzten Reiter, der sich verzweifelt bemühte, im Sattel zu bleiben und das Pferd wieder in seine Gewalt zu bekommen.

 

Er trieb seinen Schecken an, ritt hinter dem durchgehenden Pferd her, stieg schrille Schreie aus, um sein eigenes Tier zu schnellerer Gangart anzutreiben und war sich darüber im klaren, daß viele Blauröcke ihn im Visier hatten. Er holte den anderen Reiter ein und schlug einmal mit seiner schweren Streitkeule zu. Sein Gegner sank mit eingeschlagenem Schädel zusammen. Crazy Horse schwenkte ab und überließ es anderen, das erschrockene Tier einzufangen und dem leblosen blauen Sack, der eben noch ein Mensch gewesen war, Waffen und Munition abzunehmen.Jetzt ritt er auf dem hellbraunen Schecken im Zickzack zwischen den Stellungen entlang, lieg das Pferd Schwenkungen machen und beugte sich im Sattel weit nach vorn, um ein kleines Ziel zu bieten. Unterwegs konnte er den Feind studieren: die knienden Kavalleristen; die Pferdeburschen mit jeweils vier Pferden hinter ihnen; die verhaßten Ree-Späher. Aber der Feind wich bereits zurück; Black Moon rollte die Front von der Flanke her auf.

 

Crazy Horse entfernte sich von der Front, bis er außer Schußweite war, und ritt in einem weiten Bogen zu den Bäumen zurück, unter denen einige Häuptlinge warteten. Auch Gall, ein Hunkpapa-Häuptling, stieg dort zu ihnen.


Während Crazy Horse einige Minuten Pause machte, damit sein Tier wieder zu Atem kam, beobachtete er den Kampf. Er hatte den Eindruck, dort draußen seien zu wenige Soldaten, als daß sie ein so großes Indianerlager allein hätten angreifen können. Vielleicht lauerten irgendwo noch weitere Blauröcke. Dieser Angriff konnte ein Täuschungsmanöver sein. Die anderen Häuptlinge waren der gleichen Meinung. Die Soldaten würden sich nicht lange gegen so viele Krieger halten können. Unterdessen mußten die Indianer sich vorsehen, um nicht aus anderer Richtung angegriffen und überrumpelt zu werden. Diese Weißen wurden bald in die Flucht geschlagen und zogen sich zuerst an den Flug zurück, wo sie zwischen Krüppelweiden und Büffelbeerendickichten Deckung fanden. Aber der Wind begünstigte die Sioux. Sie legten in dem trockenen Unterholz Feuer, das die Deckung der Soldaten vernichtete und einen Rauchschleier über das Tal zog.

 

Die Blauröcke traten endgültig den Rückzug an; sie bestiegen ihre Pferde und jagten Hals über Kopf auf eine schlechte Furt zu, wo das Ostufer und die dahinter liegenden Hügel steil waren. Die Sioux verfolgten sie, als sie flohen, erschlugen einige im Wasser und überschütteten sie mit einem Hagel von Pfeilen und Kugeln, während die Pferde der Zurückweichenden sich die grauen Hügel zu einer Verteidigungsstellung hinauf quälten. Die flüchtenden Weißen ließen mindestens 30 Tote oder Sterbende zurück. Die Sioux erkannten zwei der Feinde, die nie wieder kämpfen würden: einen Ree-Späher namens Bloody Knife und einen weißen Späher, der bei den Soldaten als Lonesome Charley Reynolds bekannt gewesen war. Crazy Horse hielt viele seiner Oglala-Krieger zurück und wartete; er beriet sich mit anderen Häuptlingen, schickte Boten aus und erhielt Meldungen. Dann wurden seine Vorsicht und Geduld belohnt. Ostlich des Flusses postierte Späher gaben mit Decken und Spiegeln Signale; hinter den Hügeln war eine weitere Kavallerieabteilung nach Norden unterwegs jetzt zog auch Gall sich zurück und ließ nur so viele Krieger da, daß die Blauröcke auf ihrem Hügel östlich des Flusses gefangen blieben.


Crazy Horse und Gall ritten das Tal entlang. Gall und seine Krieger sollten flußabwärts galoppieren, sich zwischen die Hauptstreitmacht des Feindes. und die Indianerlager schieben und den Flug überschreiten, bevor der Feind angreifen konnte. Crazy Horse würde geradeaus durch die Lager weiterreiten, Hunderte von Kriegern mitnehmen und den Flug hinter den Blauröcken überschreiten, um ihnen in den Rücken fallen zu können.
Er lenkte seinen müde werdenden Schecken durch die fast fünf Kilometer langen Lager und gab den noch dort wartenden Kriegern Zeichen, sich ihm anzuschließen. Bis er sein eigenes Oglala-Lager erreicht hatte, folgten ihm Scharen on Sioux-Kriegern, die jubelten und durcheinanderschrien. Black Shawl hielt sein zweites Kriegspferd, den Braunen, für ihn bereit.
Er schwang sich auf das ausgeruhte Pferd.

Chief Gall
Chief Gall

Diese mit Habichtfedern besetzte indianische Standarte war das Eigentum eines unbekannten Sioux-Häuptlings.
Im Kampf war sie ein Sammelpunkt für seine Krieger sowie ein Symbol für die Tapferkeit ihres Trägers.

Siuox Chiefs
Siuox Chiefs

Nun war es Zeit für den traditionellen Schlachtruf. Er reckte sein Gewehr in die Luft und rief:


„Hoka-hey, Lakota! Heute ist ein guter Tag zum Sterben!"
„Hoka-hey!" antworteten die Krieger. „Heute ist ein guter Tag zum Sterben!"

 

Er führte sie im Galopp nach Norden das Tal entlang und nahm unterwegs noch Cheyenne-Krieger als Verstärkung mit. Rechts von sich hatte er eine Kavallerieabteilung am Medicine Tail Coulee gesehen. Aber die Furt wurde gut verteidigt, und Gall ritt mit seinen Kriegern genau auf diese Stelle zu. Die Hufschläge der Pferde seiner eigenen Krieger klangen wie Donner, der das Tal entlangrollte. Endlich stand der Entscheidungskampf unmittelbar bevor.


An diesem Tag, an dem die amerikanische Regierung ihr berühmtestes Kavallerieregiment - unter Befehl ihres draufgängerischsten Indianerbekämpfers - das große Indianerlager angreifen ließ, befanden sich dort viele Gruppen der West-Sioux gemeinsam mit Sioux aus dem Osten, Cheyenne aus dem Norden, einigen Süd-Cheyenne und befreundeten Arapaho. Im Lager gab es nicht nur Häuptlinge und Krieger; Frauen, alte Männer und Kinder lebten ebenfalls dort.


Manche standen am Rand des Lagers: aufgeregt, jubelnd, furchtsam. Andere zogen zu den niedrigen Hügeln im Westen hinaus, um notfalls fliehen zu können. Zu den in den Kampf reitenden Kriegern gehörten an diesem Tag drei Jungen zwischen 13 und 18 Jahren. Alle drei überlebten die Schlacht und konnten später als alte Männer erzählen, wie sie als Jungen jenen Tag am Little Bighorn erlebt hatten. Ihre Berichte sind ebenso Bestandteil dieses Tages wie der Sieg des Häuptlings Crazy Horse. Black Elk (Schwarzer Wapiti), ein Oglala-Sioux und der Cousin von Crazy Horse, war in diesem Sommer 13 Jahre alt. Er war am Abend zuvor in den anderen Lagern gewesen, wo getanzt wurde, und fortgeblieben,
bis er müde geworden war; dann war er heimgegangen. Sein Vater hatte ihn bei Tagesanbruch geweckt, damit er ihm helfen konnte, die Pferde auf die Weide zu treiben.

Black Elk
Black Elk

Da sein Vater sich Sorgen um die Sicherheit der Pferde machte, wies er den Jungen an, eines mit einer langen Leine laufen zu lassen, damit es leicht einzufangen war; mit Hilfe dieses Pferdes liegen sich dann die übrigen zusammentreiben. Er forderte den Jungen auf, die Pferde schleunigst heimzubringen, falls irgend etwas passierte.


Als der Tag heißer wurde, war das klare Wasser des Flusses zu verlockend für Black Elk; er lieg die Herde in der Obhut eines jüngeren Cousins zurück und ging mit einigen anderen Jungen schwimmen. Während sie im Wasser planschten, brachte der Cousin die Pferde an dieser Stelle zur Tränke. In diesem Augenblick verkündete der Ausrufer des Hunkpapa-Lagers: „Die Kavallerie kommt! Die Kavallerie kommt!" Black Elks älterer Bruder lief in die Richtung, aus der die Angreifer kamen, ohne auch nur eine Waffe mitzunehmen. Wenig später kam der Vater der Jungen und brachte Waffen für beide Söhne. Black Elk sollte eines der Gewehre seinem Bruder bringen und dann heimkommen. Aber als Black Elk den Verteidigungsabschnitt erreichte, wo Black Moon und die anderen den ersten, als Ablenkung gedachten Angriff abwehrten, mußte er einfach bleiben. Als Crazy Horse angeritten kam, war der Junge stolz auf die Begeisterung, mit der sein mutiger Cousin begrüßt wurde.

 

Als die Weißen die Flucht ergriffen, folgte Black Elk ihnen im Kielwasser des Gegenangriffs. Ein Sioux zeigte auf einen Soldaten in blauer Uniform, der im Todeskampf zuckend auf der Erde lag. „Steig' ab und skalpier' ihn, Junge", wies er ihn an. Black Elk stieg ab und machte sich an die Arbeit, aber er war ungeschickt und hatte ein stumpfes Messer. Als der Sterbende mit den Zähnen knirschte, schoß der Junge ihm mit seinem Revolver in die Stirn und löste dann die Kopfhaut ab. Black Elk bestieg wieder sein rehbraunes Pferd und ritt bald geradewegs zu seinem Tipi im Oglala-Lager zurück, um seiner Mutter den Skalp zu zeigen. Als sie den Skalp sah, stieg sie einen schrillen Triumphschrei aus, bei dem sie sich mit der flachen Hand gegen die Lippen schlug. An diesem Tag wurde Black Elk nicht wegen seines Ungehorsams getadelt oder bestraft. Seine Familienangehörigen waren stolz auf ihn. Schließlich hatte er mit 13 Jahren seinen ersten Skalp erbeutet.

 

„Die Soldaten kamen auf der Spur der Sioux und griffen die am weitesten flußaufwärts stehenden Tipis der Unkpapa an." Diese Zeichnung von Major RenosEinheit zeigt das Vorrücken der Kavallerie in noch disziplinierten Kolonnen
„Die Soldaten kamen auf der Spur der Sioux und griffen die am weitesten flußaufwärts stehenden Tipis der Unkpapa an." Diese Zeichnung von Major RenosEinheit zeigt das Vorrücken der Kavallerie in noch disziplinierten Kolonnen
Amos Little aka Iron Hawk with Charles Chase Close To Lodge - Oglala 1900
Amos Little aka Iron Hawk with Charles Chase Close To Lodge - Oglala 1900

Iron Hawk (Eiserner Habicht) war ein Hunkpapa-Sioux, ein Junge von 14 Jahren. Er war fast die ganze Nacht aufgeblieben, um den Tanzenden zuzusehen, hatte den Morgen verschlafen und aß eben seine, erste Mahlzeit des Tages, als die Ausrufer vor den herankommenden weißen Soldaten warnten. Iron Hawk lief zu den Pferden seiner Familie hinaus und fing sein Pferd ein. Aber die übrigen Pferde gingen wegen des Gefechtslärms durch, und Iron Hawk und sein Bruder brauchten einige Zeit, um sie ins Lager der Hunkpapa zu treiben.


Dann lief Iron Hawk in das Tipi seiner Familie, um sich für den Kampf umzuziehen. Seine Hände zitterten so sehr, dag es ihm schwerfiel, die Adlerfeder in sein Haar zu flechten und sein Gesicht rot zu bemalen. Er griff nach Köcher und Bogen, bestieg sein Pferd und ritt los.
Der erste Angriff war bereits zurückgeschlagen, und die Indianer ritten alle zu der Furt, die der Lagermitte gegenüberlag. Iron Hawk folgte den anderen und stieß unterwegs Kriegsrufe aus, um sich Mut zu machen. Er durchquerte den Fettes-Gras-Flug und ritt auf die Stelle zu, wo am Fuß der Hügel Staub- und Rauchwolken aufstiegen. Ihm erschien alles sehr verwirrend. Er sah die Kämpfenden, Indianer und Weiße, durcheinanderlaufen, beritten oder zu Fuß angreifen, tapfere Taten vollbringen, Risiken eingehen, fallen. Er selbst griff erst in den Kampf ein, als ein kleiner Trupp Soldaten in seine Richtung kam. Dann riß er Pfeile aus dem Köcher und schoß auf sie.

 

Schon einer der ersten Schüsse traf einen Kavalleristen: Die Pfeilspitze ragte auf einer Seite aus dem Körper, und die Befiederung war auf der anderen zu sehen. Der Soldat schrie auf, sein Kopf sank nach vorn, und der Körper schwankte. Der Junge holte mit seinem Bogen aus und traf ihn mit einem gewaltigen Schlag im Nacken. Daraufhin stürzte der Uniformierte aus dem Sattel. Der Junge sprang vom Pferd und begann, mit dem Bogen auf den Mann einzuschlagen; er schlug und schlug sogar noch, als sein Gegner bereits tot war. Bei jedem Schlag stieg er einen schrillen Schrei aus, weil er, wie er später sagte, wütend war, wenn er an die Frauen und kleinen Kinder dachte, die ängstlich im Lager durcheinanderliefen. Andererseits ist es natürlich möglich, daß Iron Hawk sich so rasend gebärdete, weil er selbst Angst hatte.

 

Ein weiterer junger Verteidiger war Wooden Leg (Hölzernes Bein), ein 18jähriger Cheyenne, dessen Name keineswegs bedeutete, daß er körperbehindert war, sondern sich auf seine baumstarken Gliedmaßen bezog. Er hatte in der Nacht zuvor viel getanzt und war mit anderen jungen Männern in einem Sioux-Lager gewesen, wo die Mädchen sie zum Tanz aufgefordert hatten, wie es bei den Sioux üblich war. Der junge Krieger, der bereits über 1,80 Meter groß war, war bei den Mädchen sehr beliebt; er tanzte bis zum Morgengrauen und kehrte dann müde heim. Um seine Angehörigen in dem Tipi nicht zu stören, streckte er sich davor auf dem Boden aus und schlief ein paar Stunden. Dann ging er mit seinem Bruder zum Fluß. Die beiden suchten sich einen Platz unter einem schattenspendenden Baum am Ufer, um noch etwas Schlaf nachzuholen. Sie wachten von dem Gefechtslärm auf, als der Kampf weit flußaufwärts von ihnen begann.

Wooden Leg - Cheyenne 1913
Wooden Leg - Cheyenne 1913

Der alte Vater von Wooden Leg hatte bereits das Lieblingspferd seines Kriegersohns gesattelt, so daß der junge Mann sich nur noch auf die Schlacht vorzubereiten brauchte. Er zog seine besten Leggings, ein gutes Stoffhemd und mit Glasperlen bestickte Mokassins an. Dann malte er einen blauschwarzen Kreis um sein Gesicht und füllte ihn vollständig mit Rot und Gelb aus. Falls die Große Medizin ihn an diesem Tag zu sich rief, wollte er entsprechend gekleidet sein. Er hätte sich am liebsten noch das Haar geflochten, aber sein Vater forderte ihn auf, sich zu beeilen, deshalb band er es nur mit einem Hirschlederriemen. Wooden Leg war mit einem alten Revolver bewaffnet; er nahm seine Zündhütchen, die Kugeln und das Pulverhorn mit und ritt flußaufwärts in Richtung Schlachtfeld.


Wooden Leg erreichte es in dem Augenblick, in dem die Kavallerie von ihrer linken Flanke aus aufgerollt wurde, und schloß sich einigen Sioux-Kriegern an, die einen weiten Bogen um die Weißen beschrieben. Tausende von Pfeilen und viele Kugeln flogen zum Feind hinüber, der dieses Feuer heftig erwiderte. Als die Soldaten aus den Büschen und Bäumen, zwischen denen sie Schutz gesucht hatten, ausbrachen, geriet Wooden Leg ihnen in die Quere. Er trieb sein Pferd an und flüchtete; dann erkannte er, daß die Weißen flohen, und kehrte um, um sie zu verfolgen. Er schoß viermal mit seinem Revolver, ohne ein Ergebnis zu sehen. Dann ritt er hinter den Soldaten her, deren Pferde sehr ermüdet waren, holte einen Uniformierten ein und schlug mit dem Hirschhorngriff seiner Reitpeitsche auf ihn ein. Als der Verwundete vom Pferd fiel, entriß Wooden Leg ihm sein Gewehr. Dann schloß er sich den übrigen Kriegern an, die den Feind bis zum Fluß verfolgten, wo er mit seiner neuen Waffe auf die fliehenden Weißen einschlug.

 

Später ritt Wooden Leg an das Westufer des Flusses zurück und half mit, das rauchende, schwelende Unterholz nach dort versteckten Feinden abzusuchen. Er fand etwas Tabak in den Taschen eines gefallenen Soldaten und schnallte sich den Patronengürtel des Toten um; in den Satteltaschen eines toten Pferdes entdeckte er zwei kleine Schachteln mit jeweils 20 Patronen, die in seinen neuen Gürtel und das erbeutete Gewehr paßten. In diesem Augenblick fühlte er sich sehr tapfer, wie er sich später erinnerte.


Er ritt durch die Lager zu seinem Tipi zurück, um sich ein frisches Pferd zu holen. Den Tabak gab er seinem Vater, der ihm erklärte, er sei an diesem Tag schon tapfer genug gewesen und solle nicht mehr an der Schlacht in den Hügeln im Osten teilnehmen. Aber Wooden Leg wollte weiterkämpfen. Sein Vater sattelte ihm ein frisches Pferd und machte die Medizin, die es beschützen sollte. Aber er erinnerte Wooden Leg daran, daß sein älterer Bruder bereits dort mitkämpfte; er wollte nicht riskieren, beide Söhne zu verlieren. Deshalb wies er seinen jüngeren Sohn an, sich so weit wie möglich von den Soldaten fernzuhalten. Wooden Leg ritt nach Osten auf die eigentliche Schlacht zu, blieb jedoch in einiger Entfernung, wie sein Vater ihn aufgefordert hatte. Der junge Krieger schoß sein Gewehr ab und beobachtete den Kampf von weitem.

„Jetzt griffen alle Sioux die Soldaten an und trieben sie in großer Verwirrung über den Fluß zurück." Red Horse stellt dar, wie die Kavallerie über ihre eigenenHufabdrücke zurückreitet, und deutet auf diese Weise den Rückzug an
„Jetzt griffen alle Sioux die Soldaten an und trieben sie in großer Verwirrung über den Fluß zurück." Red Horse stellt dar, wie die Kavallerie über ihre eigenenHufabdrücke zurückreitet, und deutet auf diese Weise den Rückzug an
Red Horse - Miniconjou Chief
Red Horse - Miniconjou Chief

Während Crazy Horse flußabwärts durch die Lager sprengte und immer mehr Krieger hinter sich versammelte, begann er die Taktik des Feindes zu begreifen: Das Südende der Indianerlager sollte mit schwachen Kräften angegriffen werden, um die Krieger in diese Richtung zu locken; danach sollte das unverteidigte Lager stromabwärts mit der Hauptmasse der Blauröcke angegriffen werden. Aber die Weißen mußten sich über pferdeschindende Hügel vorwärtsquälen, während er den Talboden für sich hatte. Innerhalb weniger Minuten war er an den Lagern vorbei, schwenkte nach Osten und durchquerte den Fluß. Dann führte er seine Krieger eine breite Schlucht hinauf, in der sie außer Sicht des Feindes waren.


Die graubraunen Hügel waren hier draußen mit Beifuß gesprenkelt: jede Pflanze wie ein winziger Baum, dessen krummer Stamm kaum groß genug war, um einem Kaninchen Deckung zu bieten. An einigen Stellen gediehen auch Spanische Bajonette, die ihre zartgrünen Blütenstacheln in die Höhe reckten; an anderen blühten einzelne Disteln wie lavendelfarbene Puderquasten. Aber auf weiten Flächen war das von der Sonne ausgedörrte Erdreich nicht mit Pflanzen bedeckt und so der Abtragung durch Regen, Wind und Pferdehufe schutzlos preisgegeben. Weiter flußaufwärts waren die Einschnitte mit Wacholderbüschen und Wildkirschen bewachsen, aber hier waren die meisten nur kahle Erosionsrinnen.
Es gab dort weder Klippen noch Steilwände noch bizarre Felsformationen. Das Land schien gigantische Runzeln zu haben, aber die Hänge waren steil genug, um die Pferde gewaltig anzustrengen. In gewisser Beziehung war es passend, daß dieses Land so kahl und bloß war. Wenn Männer sich versammelten, um einander zu töten - warum dann nicht in dieser unbarmherzigen Umgebung?

 

Er berichtete darüber: „Die Sioux griffen die Soldaten an und zersprengten sie völlig;
diese Soldaten wurden närrisch - viele von ihnen warfen ihre Waffen weg, hoben die Hände und sagten: "Sioux, habt Mitleid mit uns; nehmt uns gefangen."

Es fiel Crazy Horse leicht, das Schlachtfeld zu finden. Gall und seine Streitmacht hatten bereits angegriffen. Hinter einem Hügelrücken stieg eine graue Staubwolke auf, und Crazy Horse hielt aus der Schlucht darauf zu. Der kastanienbraune Wallach nahm den steilen Hang fast mühelos.

 

Der Häuptling hob die Hand, um die Reiterkolonne hinter sich zum Stehen zu bringen, bevor er gemeinsam mit einem halben Dutzend anderer Häuptlinge zum Grat hinaufritt - gerade so weit, daß sie das Schlachtfeld überblicken konnten. Von dieser Stelle aus reichte ihr Blick etwa drei Kilometer weit bis zum Deep Coulee und zum Medicine Tail Coulee dahinter.

Eineinhalb Kilometer rechts von ihnen schlängelte sich der Fettes-Gras-Fluß dahin.


Die nächsten Weißen waren nur eine Pfeilschußweite von Crazy Horse entfernt, aber die Soldaten bildeten eine etwa 800 Meter lange Front, die sich über einen Hügelrücken und in eine Schlucht hinunter erstreckte. Da sie von zwei Seiten angegriffen wurden, versuchten sie, sich neu zu formieren. Ein Hornsignal, das mehrmals wiederholt wurde, forderte dringend zum Sammeln auf, aber die Kavalleristen schienen zum Teil den Befehl zum Absitzen bekommen zu haben, denn viele von ihnen knieten in Schützenlinien vor ihren Pferden.

Crazy Horse konnte die Offiziere ausmachen, die sich miteinander berieten und ihre Männer anbrüllten. Sie wußten, daß sie in der Klemme steckten. Wenn er rasch angriff, bevor sie einen Entschluß fassen konnten, mußte es möglich sein, sie ganz zu besiegen.


Eine Abteilung Krieger ritt weiter die Schlucht hinauf, um den Gegner zu umzingeln. Dann gab Crazy Horse den übrigen Kriegern mit einem sehnigen braunen Arm das Zeichen, die Mitte der weit auseinandergezogenen Front der U.S. Cavalry anzugreifen. Er setzte die Pfeife an die Lippen, stieg einen schrillen Pfiff aus und trieb sein Pferd über den Grat. Zwei Atemzüge lang hörte er nicht einmal die Reiter hinter sich, denn die Pferde kamen bergauf nur langsam voran, und ihre Hufe gruben sich fast lautlos ins Erdreich ein; aber als die Pferde das sanft abfallende Gelände jenseits des Grates erreichten, wurden ihre Hufschläge zu einem Donnergrollen.

 

Er führte sein eigenes Pferd nur durch Schenkeldruck und hielt sein Gewehr und seine Streitkeule mit dem Steinkopf hoch; er war das Symbol aller Tapferkeit der Sioux, als er seine Krieger gegen den Feind führte.

Die Zeichnung von Red Horse stellt den Höhepunkt der Schlacht dar
Die Zeichnung von Red Horse stellt den Höhepunkt der Schlacht dar
Obwohl die Indianer die Schlacht gewannen, hatten auch sie Gefallene und Verwundete zu beklagen. Red Horse zeichnete diese toten Sioux und sagte:„Nun hatten die Sioux viele Tote. Die Soldaten erschossen 136 und verwundeten 160 Sioux."
Obwohl die Indianer die Schlacht gewannen, hatten auch sie Gefallene und Verwundete zu beklagen. Red Horse zeichnete diese toten Sioux und sagte:„Nun hatten die Sioux viele Tote. Die Soldaten erschossen 136 und verwundeten 160 Sioux."

Die Soldaten wehrten diesen neuen Angriff nicht entschlossen ab; manche von ihnen bemerkten ihn erst zu spät, weil sie sich nur auf Galls Krieger konzentrierten, die aus der entgegengesetzten Richtung angriffen. Crazy Horse lenkte seinen trittsicheren Braunen mitten ins Zentrum des Feindes, geradewegs in die Mündungen der feindlichen Gewehre. Hinter sich konnte er die anderen auf ihren schrillen Kriegspfeifen pfeifen und wie Kojoten jaulen hören.


Jetzt stiegen dichte Staubwolken auf und vermischten sich mit dem dunkleren, schmutzigen Pulverdampf.
Die Nachmittagssonne verdunkelte sich, und unter dieser Wolke blitzte Mündungsfeuer wie Leuchtkäfer auf.

 

Die Schüsse aus den Gewehren und Karabinern hallten gelegentlich sekundenlang von den stark gegliederten Hügeln wider. Crazy Horse begann einhändig zu schießen. Die Soldaten wichen unter diesem Angriff auf zwei Fronten zurück, und ihre scheuenden Pferde machten genaues Zielen unmöglich. Und Galls Krieger kamen aus ihren Deckungen hervor, um die Verwirrung des Feindes zu nutzen.

 

Die Pferde der Weißen übertönten den Kampfeslärm mit ihren schrillen Schreien. Sie mühten sich die grauen Hänge hinauf; sie stöhnten, wenn sie von Pfeilen und Kugeln getroffen wurden. Sie waren an Hals, Brust und Seiten schweißnaß und hatten blutigen Schaum am Maul, wo die Soldaten wild an der Kandare gerissen hatten.

 


Militärische Führungskunst besteht auch daraus, trotz Gefechtslärm und Kampfesgetümmel den Uberblick zu behalten. Crazy Horse dachte nicht daran, einzelne flüchtende Soldaten zu verfolgen. Er und seine Krieger griffen Ansammlungen von Weißen an und zwangen sie dazu, zurückzuweichen und sich aufzuteilen. Sie drängten die Kavalleristen von ihren Pferden ab und brachten die Tiere mitsamt der Munition in ihren Satteltaschen zum Durchgehen. Ihr Angriff glich einem großen Keil, der durch die feindlichen Reihen getrieben wurde. Und als Crazy Horse nach dieser Attacke anhielt, herrschte in den Reihen der Uniformierten heilloses Durcheinander.


Am Rande des Schlachtfeldes verfolgte eine kleine Gruppe von Sioux einen einzelnen Soldaten; er flüchtete in seiner Verzweiflung fast eineinhalb Kilometer weit, erkannte dann die Aussichtslosigkeit und jagte sich eine Kugel durch den Kopf. Für die Weißen gab es kein Sammeln, keine organisierte Verteidigung, kein Entkommen mehr. Die Indianer hielten ringsum die günstigeren Stellungen besetzt. Die Soldaten fanden nur hinter kleinen Geländeunebenheiten oder Pferdekadavern etwas Deckung. Es kam zu kurzen Angriffen und Verfolgungen. Zum Schlug wurden hauptsächlich Lanzen oder Streitkeulen benützt, als die Karabiner der Weißen aus Munitionsmangel schwiegen.
Dieser Schlußakt war in wenigen Minuten zu Ende.

Curly (Curley) Crow (scout for General Custer in 1876)
Curly (Curley) Crow (scout for General Custer in 1876)

Man kann sich Crazy Horse gegen Ende des Kampfes auf seinem müden Braunen sitzend vorstellen: auf einer Anhöhe, von der aus er beobachten konnte, wie der letzte Widerstand der Weißen gebrochen wurde. Bald würden die wehklagenden Frauen kommen, um die verwundeten Krieger heimzuholen, die Soldaten auszuplündern und voll ohnmächtiger Wut auf die Leichen einzustechen oder einzuschlagen. Dieser Augenblick gehörte dem Sioux-Häuptling.

 

Custer lag still am Boden; sein Wille und seine Energie waren vernichtet. Crazy Horse muß zutiefst bewegt gewesen sein. Sicherlich wußte er, daß dieser Sieg nicht entscheidend war - daß er eine Schlacht, aber keinen Krieg gewonnen hatte. Vielleicht hatte er instinktiv das Gefühl, recht gehandelt zu haben, und hätte nicht viel darüber reden wollen; vielleicht hätte er gesagt: „Wenn du mit einem weisen alten Medizinmann reden willst, mußt du gehen und Sitting Bull suchen, der irgendwo betet, oder in der Reservation mit Red Cloud und seinen weißen Freunden sprechen. Ich habe getan, was ich getan habe."

 

Was uns Menschen betrifft, die wir erst Jahrzehnte nach dieser Schlacht geboren sind, scheinen wir jenen blutigen Tag nicht vergessen zu können. Schriftsteller vermehren die Zahl der darüber erschienenen Monographien und Bücher; sie erforschen die damaligen Ereignisse und bemühen sich, sie auszuloten. Manche vertreten die Auffassung, die Schlacht am Little Bighorn - mit Crazy Horse als stolzem Sieger und Custer inmitten der Gefallenen seines Eliteregiments tot im Staub - sei ein Symbol gewesen, um das die Indianer sich im Kampf gegen ihre weißen Feinde hätten scharen können. Diese Auffassung ist anfechtbar. Die Crow und Arikara standen auf Custers Seite. Hätten die Crow ihre Erbfeindschaft mit den Sioux, die Traditionen ihrer Vorväter vergessen sollen, um sich hinter die Sioux zu scharen, die einen Sieg gegen die Weißen erkämpft hatten? Wenn sie einig gewesen wären, hätten die Prärie-Indianer sich länger gegen die weißen Eindringlinge zur Wehr setzen können. Aber sie waren nicht einig.

 

„Die Sioux nahmen keinen einzigen Soldaten gefangen", berichtete Red Horse, „sondern töteten alle; keiner blieb auch nur für wenige Minuten am Leben. Diese Soldaten schossen sehr wenig.
„Die Sioux nahmen keinen einzigen Soldaten gefangen", berichtete Red Horse, „sondern töteten alle; keiner blieb auch nur für wenige Minuten am Leben. Diese Soldaten schossen sehr wenig.

Die am wenigsten umstrittene Bedeutung dieser Schlacht lag vermutlich darin, daß die Prärie-Indianer noch immer ihre Würde besaßen und bereit waren, um ihre Freiheit zu kämpfen. Sie würden den Krieg verlieren, aber sie konnten noch immer eine Schlacht gewinnen - besonders unter diesen Voraussetzungen.

 

Daß der weiße Befehlshaber das nicht erfaßt hatte, war sein großer Fehler gewesen. Durch seine Handlungsweise hatte Custer behauptet: Ich kämpfe nach euren Spielregeln gegen euch, lasse euch die zahlenmäßige Überlegenheit und schlage euch trotzdem.

 

Er hätte die Möglichkeit gehabt, Gatling-Geschütze und weitere Soldaten mitzubringen, aber er hatte darauf verzichtet. Er hätte einen Tag auf Verstärkung durch weitere Einheiten warten können, aber er hatte darauf verzichtet. Er forderte seine Gegner auf der Grundlage von Männlichkeit, wie er sie verstand, auf der Basis von Tapferkeit, von Reitkunst, von Kampfgeist und von vollständiger, blinder Hingabe an die eigene Sache heraus.

An diesem schicksalhaften Sonntag, dem 25. Juni 1876, verleugnete Custer die Vorteile seiner militärischen Ausbildung, weil er die Indianer um so vernichtender besiegen wollte.

Als Crazy Horse in diesem Augenblick das Schlachtfeld von einem Hügel aus betrachtete, könnte er sich voller Genugtuung gesagt haben:

 

„Heute habt ihr euch geirrt, weiße Soldaten. Aber es war ein guter Tag zum Sterben!"

Die Häuptlinge

Eine Versammlung von Adlern

Stolz, kampfesfreudig und frei wie der Wind - das waren die Indianerhäuptlinge im Wilden Westen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als noch 30 Millionen Bisons über die Prärien zogen und die Frontier, die Besiedlungsgrenze der Weißen, noch kaum über die Appalachen hinausreichte.


Man stellte sich diese Männer gewöhnlich als mächtige Feudalherren vor, die über gewaltige Scharen blutrünstiger, doch gehorsamer Untertanen herrschten. In Wirklichkeit gab es zwischen dem Mississippi und dem Westen der Rocky Mountains weder diese Indianerheere noch irgendwelche Monarchen. Die 200’000 Indianer, die in dieser Region lebten, zerfielen in Stämme und Gruppen, die einige Dutzend, aber auch ein paar Tausend Angehörige umfassen konnten.


Jede dieser Gruppen regelte ihre Angelegenheiten mit Hilfe eines eigenen Führungssystems, das ebenso flexibel war wie der nomadische Lebensstil der Indianer überhaupt.
Bereits im Jahr 1805 schrieben die Forschungsreisenden Meriwether Lewis und William Clark in ihren Tagebüchern folgendes über die Beziehung zwischen den Angehörigen des Stammes und ihrem Häuptling:


„Jede Person ist ihr eigener Herr, und der einzige Einfluß, der auf sie ausgeübt wird, erfolgt durch den Rat eines Häuptlings, dessen Gewicht wiederum durch das Ansehen bestimmt ist, das dieser beim restlichen Stamm genießt."


Die Macht des Häuptlings war keineswegs absolut: „Seine Befehle bleiben bei denen ohne Wirkung, die zum Ungehorsam neigen."

BLACK ROCK, GRUPPENHÄUPTLING DER TETON-SIOUX

Diesen majestätischen Führer der Neecoweegee-Gruppe, die das Gebiet am oberen Missouri durchstreifte, hat Catlin „mit den Schlachten seines Lebens auf seiner Bisonrobe" gemalt.

 

Ein Mann konnte nur durch das Ansehen, das er bei seinesgleichen erlangte, Häuptling werden.

 

Der ehrgeizige Krieger hatte den Adler zum Vorbild, den in den Lüften kreisenden Räuber, dessen Federn als Symbol kühner Heldentaten heiß begehrt waren. Der Krieger, der genügend Federn gesammelt hatte, um seinen Kriegskopfschmuck stolz zur Schau stellen zu können, war auf dem besten Wege, eine Häuptlingswürde zu erlangen.

 

Obwohl ihr Einfluß begrenzt war, konnten sich die Häuptlinge zu bemerkenswert findigen Führern entwickeln, wenn es darum ging, sich der unerbittlichen Woge weißer Eindringlinge zu widersetzen.


Der Widerstand einiger Häuptlinge war wild und kompromißlos. Das traf zum Beispiel auf den Apache-Häuptling Geronimo zu, der die Siedler und Soldaten mehr als 30 Jahre lang bekriegte.

SMOKE, OBERHÄUPTLING DER PONCA

Ein edles Beispiel angeborener Würde und Gelassenheit", so beschrieb Catlin diesen Ponca-Führer,dessen Stamm nahe beim Zusammenfluß von Missouri und Niobrara lebte.

CLERMONT,
OBERHÄUPTLING
DER OSAGE

Der Häuptling der Osage, eines kleinen Stammes der Süd-Plains, hält eine Kriegskeule im Arm; ihre Schlagkraft wurde verstärkt durch das von Weißen stammende Metallblatt

 


WOLF CHIEF,
OBERHÄUPTLING DER MANDAN

"Ein stolzer, strenger Mann",
so beschrieb Catlin diesen Stammesführer,
dessen Volk am oberen
Missouri in Hütten lebte, die aus Gerüsten, abgedeckt mit Weidenzweigen und Erde, bestanden.

MOLE IN THE FOREHEAD
GRUPPENHÄUPTLING
DER PAWNEE

Dieser „ganz hervorragende Krieger" hatte seinen Namen von dem Muttermal auf seiner Stirn; er war der Führer einer Pawnee-Gruppe, die zwischen den Flüssen Platte und Kansas lebte

CHARGER,
OBERHÄUPTLING DER YANKTONASI-SIOUX

Ein Mann von vorbildlicher Tapferkeit, der, so Catlin, „einem der größten und mächtigsten" Stämme der nördlichen Plains angehörte; Charger trug im Kampf neun Schußwunden davon

 

EAGLES RIBS,
KRIEGSHÄUPTLING DER
PIEGAN-BLACKFOOT

Dieser Kriegsführer einer an der Mündung des Yellowstone-River lebenden Gruppe prahlte vor Catlin mit
„acht Skalpen, die er den Köpfen von Trappern und Händlern abgenommen hatte".

 

LITTLE MOUNTAIN,
über drei Jahrzehnte lang Stammeshäuptling der Kiowa,

 

ist auf diesem Gemälde in einer Pose gelassener Selbstsicherheit dargestellt. Dieses ebenfalls von Catlin stammende Bild entstand 1834, ein Jahr nachdem Little Mountain als Folge des Massakers der Osage an die Macht gelangt war.

 

Als

LONE WOLF

1866 Stammeshäuptling wurde, spalteten sich die Kiowa in eine Kriegs- und eine Friedensfraktion.

Da sich Lone Wolf, ein hervorragender Krieger, den Militanten anschloß,
gruppierte sich die Opposition um andere Führer.

 

Nach dem Tod Little Mountains entwickelte sich

KICKING BIRD

(hier im Jahre 1868) unter den Kiowa zum Fürsprecher des Friedens.

Kurz nachdem er 1875 eine Liste der zu verbannenden Krieger aufgestellt hatte, starb er - möglicherweise an Gift.

 

Als MANGAS COLORADOS 

1863 starb, wurde sein Sohn Mangas aufgrund der Ausbildung,
die er von seinem Vater erhalten hatte, Häuptling der Mimbrenjo.

Da jedoch sein Kampfesmut dem seines Vaters nicht gleichkam, war er weniger einflußreich

 


Nachdem Cochise und sein ältester Sohn

innerhalb von zwei Jahren ums Leben gekommen waren, wurde 1876

NAICHE

der zweitälteste Sohn, Häuptling der Chiricahua.

Allerdings mußte er seine Macht mit dem Anführer Geronimo teilen.

GERONIMO

der berüchtigtste aller Apachen-Führer ließ sich nicht gern ablichten.

 

Comanche-Häuptling

QUANAH

vor einer Stammesfestlichkeit in den neunziger fahren:

Er trägt die herkömmliche Tracht und hat seine Zöpfe mit Biberpelz umwickelt.

Zu diesem Zeitpunkt bereits ein erfolgreicher Geschäftsmannmit guten Beziehungen, war er weit häufiger im Anzug mit Krawatte zu sehen.

Anfang der siebziger Jahre hatten die Weißen den Eindruck, nur eine tödliche Kugel könne aus Quanah, dem berühmt-berüchtigten Halbblut und Comanche-Häuptling, einen „guten" Indianer machen.


Während die anderen Kriegsanführer des Stammes ihre besiegten Gruppen in die Fort-Sill-Reservation im Indianerterritorium umsiedelten, setzten Quanah und seine Anhänger aus der Quahadi-Gruppe ihre mörderischen Angriffe gegen Frontier-Siedlungen in halb Texas fort.

Captain Robert Carter von der US-Kavallerie, ein mit Kampfnarben bedeckter Veteran der Indianerkriege, nannte die Quahadi-Reiter „die unverbesserlichsten Plünderer des Texas-Grenzgebietes", und Quanah beschuldigte er einiger Taten, „so gemein, daß sie in den Annalen der Indianerkriege einzigartig dastehen".

 

Quanah zeichnete sich durch seinen rücksichtslosen, fanatischen Kampfeseifer aus. Das erlebte Carter im westlichen Texas eines Tages selbst, als er und seine Kavallerieabteilung sich eine Schar Quahadi-Krieger kaum vom Leibe halten konnten, bis endlich Unterstützung von der drei Kilometer entfernten Hauptkolonne eintraf.

 

„Ein hochgewachsener, mächtig gebauter Häuptling auf einem pechschwarzen Ponyrennpferd führte die Bande an", so schrieb Carter in seinen Erinnerungen. „Mit seinen Absätzen, die nervös die Flanken des Tieres bearbeiteten, und mit seinem angelegten sechsschüssigen Revolver wirkte er wie die Inkarnation eines wilden, brutalen Fanatismus. Sein Gesicht hatte er mit schwarzer Kriegsfarbe beschmiert, was seinen Zügen ein satanisches Aussehen gab. Ein großer, grausamer Mund verstärkte noch diesen wilden Eindruck. Glöckchen klingelten, als er so dahergestürmt kam, gefolgt von den führenden Kriegern, die darauf brannten, ihn bei diesem Rennen zu überholen."
Dieser Teufel zu Pferde wurde in seinen vielen Schlachten gegen die Armee nie wirklich besiegt.

 

Trotzdem gab Quanah 1875 seinen Krieg und sein Nomadenleben plötzlich auf und begnügte sich von nun an mit einem seßhaften Leben in der Reservation.
Sogar der Kongreß der Vereinigten Staaten sprach ihm später sein Lob aus, weil er im Dienste des Allgemeinwohls seinen Stamm überredet hatte, den Kriegspfad für immer zu verlassen.


In der Tat war Quanah ein Phänomen - ein Häuptling, der sich im Krieg genauso hervortat wie in dem sich anschließenden aufgezwungenen Frieden,
in dem er sich als ein tatkräftiger und vorurteilsfreier Vertreter der Interessen seines Volkes erwies.

Shoshoni WASHAKI

trägt eine Medaille, die seine langjährige Freundschaft mit den Weisen würdigt.

Dieses 1866 aufgenommene Bild schickte man Präsident Andrew Johnson, um ihm Washakies Dankbarkeit für die Auszeichnung zu bekunden.

 

Seine Vision vom Sieg der Weißen machte

PLENTY COUPS

zum Verbündeten der US-Armee

 

Neben Washakie gab es noch eine Reihe anderer Stammesführer, die sich den Weißen anschlossen, anstatt sie zu bekämpfen - ihre Gründe für solches Verhalten waren manchmal ziemlich materiell und manchmal recht subtil. 


Häuptling Ouray von den Ute zum Beispiel war großenteils durch seine Vorliebe für die weiße Lebensweise motiviert.
Als vollkommener Gastgeber bewirtete er seine Gäste sogar mit Zigarren und Wein.

Ouray hatte sein Volk fest in der Hand, bis er 1872 ein großes Stück stammeseigenes Land weggab - die Ute entdeckten später, daß ihm die Regierung dafür eine lebenslange Rente von 1’000 Dollar pro Jahr ausgesetzt hatte.


Häuptling Guadalupe von den Caddo-Indianern fühlte sich ebenfalls zur weißen Zivilisation hingezogen.
Allerdings versorgte er die Armee mit Spähern nur deshalb, weil er den Krieg um die Herrschaftsansprüche weniger als einen Streit zwischen Weißen und Indianern als zwischen Farmern und Plünderern betrachtete. Die Caddo aber waren Farmer.

 

Auch die Crow-Indianer versorgten die Armee mit Spähern - ihre Motive waren eine Kombination aus einer alten Feindschaft und dem Wunsch, sich die Weißen verpflichten zu wollen.


Häuptling Plenty Coups riet seinen Kriegern, einen Feldzug gegen die Sioux mitzumachen, denn „wenn der Krieg vorbei ist, werden die Soldatenhäuptlinge nicht vergessen,
daß ihnen die Crow zu Hilfe gekommen sind".
Sky Chief von den Pawnee  leistete aus beinahe dem gleichen Grund die gleiche Unterstützung.
Doch kam ihm das 1873 teuer zu stehen, als eine gewaltige Streitmacht rachsüchtiger Sioux über eine Gruppe Pawnee-Jäger herfiel.

150 Pawnee fanden den Tod, darunter Sky Chief selbst.

SKY CHIEF

von den Pawnee zeigte seinen Respekt für die Weißen durch das Tragen von Gehröcken und indem er Wachen für die Eisenbahnarbeiter stellte.

 

GUADALUPE

von den Caddo versuchte nicht nur den eigenen, sondern auch andere Stämme der südlichen Plains zu weißer Lebensart zu bekehren

 

Ute-Häuptling

OURAY

hielt seine kriegerische Gruppe mit eiserner Faust zusammen,

indem er jeden Gegner seiner Friedenspolitik kurzerhand erschoß

Mit einem Fächer aus Adlerfedern posiert Kriegshäuptling

MEDICINE CROW

für die Nachwelt anläßlich von Verhandlungen im Jahr 1880 in Washington - vier Jahre nachdem er mit Crow und Shoshoni in der Schlacht am Rosebud River gekämpft hatte

Während sich die meisten Stämme der weißen Invasion erbittert widersetzten oder sich ihr widerstrebend unterwarfen, wählten einige einen dritten Weg - das Bündnis mit den Weißen.

Ähnlich wie das feudalistische Europa mit seinen vielen kleinen Fürstentümern war auch der Westen Amerikas ein Patchwork aus Stämmen, die keine gemeinsame Sprache oder Kultur hatten.

 

Jeder dieser Stämme betrachtete sich selbst als autonom, hielt sein Brauchtum für überlegen, seine Angehörigen für einzigartig.
Da der Krieg bei diesen stolzen Völkern eingefleischte Lebensart war, bestand die einzige Überlebenschance für die kleineren Stämme darin, daß sie sich mit Stärkeren verbanden.

Und als der weiße Mann erschien, wurde rasch offenbar, daß er der mächtigste aller Verbündeten sein würde.

 

Diesen Weg der Bündnispolitik verfolgte niemand zielbewußter als Shoshoni-Häuptling Washakie.
Ein Mann mit eisernem Willen, ließ er es nicht zu, daß man seine Politik der Zusammenarbeit mit den Weißen in irgendeiner Weise beeinträchtigte.

Als einer seiner Söhne an einem Kriegszug gegen die Weißen, die mehrere Versprechen gebrochen hatten, teilnehmen wollte, sagte Washakie zu ihm: „Mein Sohn, eher schlage ich dich auf der Stelle tot, als daß ich zusehe, wie du gegen die Weißen zu den Waffen greifst." Sein Sohn gab seinen Plan auf.

 

Der Sommer 1883 brachte einen Markstein in den Beziehungen zwischen Indianern und Weißen: Zum erstenmal besuchte ein Präsident der Vereinigten Staaten einen Indianerstamm des Westens in dessen Heimat. Diese wohlverdiente Ehre wurde den Shoshoni zuteil, deren freundschaftliche Beziehungen zur Regierung seit fast 80 Jahren bestanden und die den Amerikanern unersetzliche militärische Verbündete gewesen waren.

Aber in Wirklichkeit war es keine Dankbarkeit, ja nicht einmal schlichtes Wohlwollen, das den Präsidenten Chester Arthur veranlagte, in die Wyoming-Reservation zu reisen. Ursache war der Forellenfang.

Da seine Gesundheit zu wünschen übrig ließ, meinte Arthur, ein ruhiger Angelurlaub im Yellowstone National Park würde ihm guttun.

Bei der Planung seiner Reise beschloß man, in der Shoshoni-Agentur Fort Washakie haltzumachen, aber nur weil sich Lage und Ausstattung des Forts für eine Zwischenstation eigneten.

 

Begleitet von einem Dutzend Freunde, eskortiert von 75 Kavalleristen und 175 Packtieren, erreichte der Präsident die Agentur am 7. August spät nachmittags.
Am nächsten Vormittag wohnte Arthur pflichtgemäß einem Umzug ihn willkommen heißender Stammesangehöriger bei, dann führte man für ihn eine Scheinschlacht zwischen Indianern und Kavalleristen auf, und anschließend stattete er Häuptling Washakie in seiner Blockhütte einen Besuch ab. Beim förmlichen Austausch der Geschenke übergab der Häuptling dem Präsidenten ein geschecktes Pony als Geschenk für dessen Tochter Nell; der Präsident ernannte Washakie daraufhin mit einer großartigen Geste zum Army Scout - wohl nicht ganz der richtige Titel für einen Krieger, der regimenterstarke Shoshoni-Truppen gegen Feinde der Vereinigten Staaten in die Schlacht geführt hatte.

 

Gleich darauf brach die Gesellschaft nach Yellowstone auf, wo sie eine Menge Forellen fing und drei Antilopen, einen Bären und Kleinwild erlegte.
Der nächste Besuch eines Präsidenten bei einem Indianerstamm fand zwei Jahrzehnte später statt, als Theodore Roosevelt - auch er ein Jäger -, um sich von seinen Amtsgeschäften zu erholen, mit Quanah Parker auf Wolfsjagd ging.

Wäre ich ein Indianer, denke ich oft, würde ich es unbedingt vorziehen, mich jenen Angehörigen meines Volkes anzuschließen, die auf den freien,
offenen Plains geblieben sind, anstatt mich den engen Grenzen einer Reservation zu unterwerfen, um dort der Empfänger der segensreichen Wohltaten
der Zivilisation zu sein, deren Laster ohne Maß oder Einschränkung mit dreingegeben werden.
Der schönen Romantik entkleidet, mit der wir ihn so lange bereitwillig umgeben haben, büßt der Indianer sein Anrecht auf die Bezeichnung „edler" roter Mann ein.
Wir sehen ihn, wie er wirklich ist: ein „Wilder" in jeder Bedeutung des Wortes; vielleicht nicht schlimmer als sein weißer Bruder wäre,
wenn er in ähnlichen Umständen geboren und erzogen würde, aber als einer, dessen grausames und wildes Wesen das jedes wilden Tieres der Wüste bei weitem übertrifft.
Wenn der Boden, den er so lange für sich beansprucht und bejagt hat, von diesem nach seinen Begriffen unersättlichen Ungeheuer [der Zivilisation] gefordert wird,
gibt es keinen Einspruch; er muß weichen, oder es rollt gnadenlos über ihn hinweg und vernichtet ihn dabei.
Das Schicksal scheint es so beschlossen zu haben, und die Welt nickt ihre Zustimmung.


GENERAL GEORG ARMSTRONG CUSTER

Die Zitate stammen aus seiner 1874 erschienenen Autobiographie: My Life an the Plains

Der Völkermord an den Indianern

Überwacht von Soldaten, heben Apache einen Bewässerungsgraben aus - Teil des Versuches, seßhafte Bauern aus den Indianern zu machen.
Überwacht von Soldaten, heben Apache einen Bewässerungsgraben aus - Teil des Versuches, seßhafte Bauern aus den Indianern zu machen.

Die Tatsache, daß die USA mit diplomatischen, finanziellen und militärischen Mitteln das ganze Land zwischen dem Atlantik und dem Pazifik, das ihnen ohnehin von Natur aus zu gehören schien, in Besitz genommen hatten, war noch keineswegs mit einer sozialökonomischen und politischen Integration dieser riesigen Gebiete in die bestehende Union gleichbedeutend. Bevor der Zensus zum Schrecken vieler landhungriger und spekulationslüsterner Amerikaner 1890 verkünden konnte, daß die Westgrenze der USA »geschlossen«, mithin die Gebiete zwischen dem Mittelwesten und dem Pazifik lückenlos besiedelt waren, mußten noch die Ureinwohner, die Indianer, die zum Teil schon aus dem Osten weiter nach Westen vertrieben worden waren, dezimiert werden, um nicht mehr den Goldsuchern, den Siedlern, den Händlern, den Straßen- und Eisenbahnbauern und so weiter im Weg zu sein. Die weißen Siedler sahen es, versehen mit dem puritanisch-säkularisierten Sendungsbewußtsein, daß sie die Zivilisation in der »Neuen Welt« zu verbreiten hätten, als ihre heilige Pflicht an, die »Wilden« zu vertreiben, wenn nicht zu vernichten. Dabei waren eigentlich sie und nicht die Indianer die Barbaren.


Barbaren zum Beispiel im Umgang mit der Natur. Während die Ureinwohner nur so viele Büffel jagten, wie sie wirklich zum Leben brauchten und die erlegten Tiere bis auf den letzten Rest verwerteten, zum Beispiel aus den Hörnern Löffel und Becher oder aus den Haaren Stricke und Gürtel machten, zogen ihnen die weißen Jäger nur die Häute ab, aßen oder verkauften das Fleisch, ließen aber die restlichen Kadaver achtlos liegen. Auf diese Weise »gelang« es ihnen, die über Jahrhunderte gleich gebliebenen riesigen Bisonbestände innerhalb weniger Jahre, zum Beispiel zwischen 1872 und 1874 allein um 3.700.000 Tiere, bis auf wenige Exemplare zu dezimieren und damit die Lebensgrundlage der Indianer zu zerstören.

 

Indianer-Familien stehen Schlange für ihre wöchentlichen Fleisch- und Mehlrationen,die selten länger als vier oder fünf Tage reichten
Indianer-Familien stehen Schlange für ihre wöchentlichen Fleisch- und Mehlrationen,die selten länger als vier oder fünf Tage reichten

Wie »Wilde« verhielten sich die raffgierigen, vom Goldfieber besessenen oder einfach landhungrigen Weißen aber auch den Ureinwohnern selbst gegenüber.
Sie knallten die »Rothäute«, die ihnen anfangs arglos begegnet waren und angeboten hatten, das weite Land, die freie Natur, brüderlich zu teilen, weil sie der Ansicht waren, daß der »Große Geist« die Erde niemandem zum Privatbesitz gegeben hatte, wie tollwütige Hunde ab.

 

Wenn sie dabei überhaupt rechtfertigend zu dem Argument Zuflucht nahmen, daß die Indianer kein anderes Schicksal verdienten, weil sie wie wilde Tiere das Land durchstreiften, statt es zu erschließen und seine Fruchtbarkeit zu nutzen, dann logen sie. Denn die Indianer hatten sehr wohl eine hochstehende, zum Teil auf Seßhaftigkeit gegründete Zivilisation entwickelt. Von den 600 Indianerstämmen, die den nordamerikanischen Kontinent bevölkerten, bevor die Weißen kamen, waren nur ein Dutzend, nämlich die Indianer der Prärielandschaft, Jäger und Fischer. »Die anderen hatten bereits hochzivilisierte Staaten gegründet: an der Nordostküste etwa lebten die Irokesen in Blockhäusern, die nicht von den Trappern erfunden, sondern von ihnen aus der Indianerkultur übernommen wurden. Sie waren Ackerbauern und schufen das komplizierte politische >Bündnis der Sechs Nationen<.
Im Südosten lebten Tscherokesen, Creeks, Seminolas und Chickasaws als Ackerbauern in palisadengeschützten Siedlungen, bauten Tempel und hatten eine Hochreligion. Die Indianer der großen Seen kannten rund dreißig Gemüsesorten, die sie anbauten. Die Indianer des Südwestens waren ausschließlich Bauern, ihre kunstvollen Bewässerungssysteme wurden von den eindringenden Weißen zerstört, die Weideland wollten. «


Seinen Segen gab der Konföderationskongreß zu diesem Vormarsch des »weißen Mannes« in das Indianerland, als er am 13. Juli 1787 mit der »Northwest Ordinance« das »Grundgesetz für die kontinentale Expansion der Vereinigten Staaten« schuf, das die Verwaltung und politische Repräsentation der künftigen Siedlungsgebiete regelte.
In diesem Dokument versprachen die Konföderationspolitiker den Indianern hoch und heilig, daß ihnen ihr Land und Eigentum niemals ohne ihre Zustimmung genommen werden sollte. Und zunächst wahrten die Weißen auch noch den Schein der Legalität, indem sie mit etlichen Indianerstämmen zwischen den Appalachen und dem Mississippi vom späten 18. Jahrhundert an Landnahmeverträge abschlossen.

 

Frauen sammeln am Rationstag Brennmaterial, das zum großen Teil aus Pappel- und Mesquiteholz bestand
Frauen sammeln am Rationstag Brennmaterial, das zum großen Teil aus Pappel- und Mesquiteholz bestand

Zwischen 1789 und 1868 hat die amerikanische Bundesregierung, angefangen mit einem Vertrag, der den Wyandots, Delawares und anderen Stämmen abgehandelt wurde, bis zu einem Vertrag mit den Nez Perces, alles in allem mit Indianerstämmen nicht weniger als 387 Verträge über Landkäufe geschlossen, die als Staatsverträge der USA
mit einer »ausländischen Macht« firmierten.

 

Aber die Häuptlinge machten, oft genug vom »Feuerwasser« Whisky um den Verstand gebracht, ihr Kreuz unter die Verträge,nur um alsbald zu erleben, daß die Weißen die feierlich beschworenen Abkommen schamlos brachen. Kein Wunder, daß während der Amtszeit von Präsident Andrew Jackson (1829-37), den die Indianer aus seiner Militärzeit als Seminolenschlächter kannten und »Sharp Knife« nannten, den Stammesführern allein in 94 Fällen Landtitel, die von ihnen nicht mehr freiwillig zu haben waren, zwangsweise abgehandelt werden mußten.

 

Zuvor aber hatten die Indianer des damaligen Nordwestens und des Südostens noch Versuche unternommen, sich gegen den Landraub der Weißen zur Wehr zu setzen.
Am 12. August 1810 rief der Shawnee-Häuptling Tecumseh in einer flammenden Rede an die Adresse des damaligen Gouverneurs des Indianerterritoriums und späteren
US-Präsidenten William Henry Harrison »alle roten Männer« dazu auf, sich zur Verteidigung ihrer angestammten Rechte am Land der Väter und Vorväter zu vereinen. Diesen Worten ließ der Shawnee Taten folgen. Gegen die weitere Besiedlung versuchte er im Herbst 1811 eine Stammesföderation zu gründen.


Aber selbst diese ganz auf defensive Zwecke ausgerichteten Aktivitäten waren den weißen Siedlern so suspekt, daß sie Gouverneur Harrison bewogen, dem Treiben Tecumsehs ein Ende zu bereiten. Mit 1.000 Mann setzte sich Harrison am 26. September 1811 zum Tippecanoe in Marsch, dem Fluß, an dem die Hauptstadt der Indianer lag. Am 7. November kam es dann zur Schlacht, die für die Weißen zwar mit schweren Verlusten, aber in den Augen der »Westler« doch mit einem glorreichen Sieg über die Indianer endete. Wie die Siedler es ihm aufgetragen hatten, ließ Harrison das große Indianerdorf restlos zerstören. Obwohl die Schlacht von Tippecanoe für die Shawnees keine eindeutige Niederlage war, erwies sie sich doch als schwerer Schlag, weil von da an die Nahrungsmittelvorräte der Indianer schwanden und das ohnehin nur rudimentäre Bündnis wieder zu zerbrechen drohte.
Als zwei Jahre später die Shawnees in der verlustreichen »Battle of the Thames« am 5. Oktober 1813 Tecumsehs Tod zu beklagen hatten, war damit zugleich auch die Macht der Indianer des alten Nordwestens (der identisch ist mit dem heutigen, geographischen Nordosten) gebrochen. »Was im Nordosten gelungen war, brachte General Andrew Jackson wenig später auch gegen die Creeks in Alabama (1814) und gegen den Seminole-Stamm in Florida (1818) zustande. «

Nämlich den indianischen Widerstand gegen den Landraub auch im alten Südwesten zu brechen und so gegen die Besiedlung von Georgia, Alabama und Tennesse zu »ermutigen«.

Apache vertreiben sich in der Reservation die Zeit mit einem alten Wettspiel,bei dem eine lange Stange gegen einen rollenden Reif gestoßen wird.
Apache vertreiben sich in der Reservation die Zeit mit einem alten Wettspiel,bei dem eine lange Stange gegen einen rollenden Reif gestoßen wird.

Nachdem die Indianer soweit geschlagen, dezimiert und entmutigt waren, konnten die Weißen darangehen, lange gehegte Pläne zu verwirklichen.
Schon viel früher hatten sie beschlossen, die »Rothäute« ganz aus den Gebieten zu verbannen, die sie für ihre »Zivilisation« vorgesehen hatten, das heißt aus den Territorien östlich des Mississippi.


Schon 1825 war die in vornehmer Untertreibung »Removal Policy« genannte Vertreibunspolitik zwischen den maßgeblichen Politikern eine ausgemachte Sache.
Und als Andrew Jackson 1829 das Präsidentenamt antrat, hatte er nichts eiligeres zu tun,
als diese Politik in die Tat umzusetzen.

Nachdem er den Indianern in seiner Inauguraladresse noch eine »gerechte und liberale Politik« versprochen hatte, empfahl er in seiner ersten Botschaft an den Kongreß am 8. Dezember 1829, die nach den Schlachten und Massakern noch übriggebliebenen Indianer auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln.

 

Während der frühere Kriegsminister John C. Calhoun diesen Plan 1823 ausgeheckt und Präsident Monroe ihn 1825 verkündet hatte, machte sich Jackson daran, ihn tatkräftig auszuführen.
Noch bevor die »Removal Bill« 1830 erging, begann der erzwungene Exodus der Indianer vom Osten in den Westen.

Sie wurden nach Kansas und Oklahoma deportiert. Freilich ließen sie sich nicht widerstandslos wie Viehherden nach Westen treiben. Sie wehrten sich dagegen.
Zum Beispiel die Sauk- und Fox-Indianer unter ihrem Häuptling »Black Hawk« in dem nach ihm benannten Krieg. Und auch die Seminolen, die in einem zweiten Krieg gegen die Weißen versuchten, ihr Land zu verteidigen. Aber sie alle unterlagen und gingen einem trostlosen Schicksal entgegen.


»Das große Volk der Cherokees hatte über hundert Jahre die Kriege, die Krankheiten und den Whisky des Weißen Mannes überlebt, doch jetzt war sein Ende gekommen. Während des langen winterlichen Trecks kam ein Viertel der Cherokees durch Kälte, Hunger oder Krankheit um. Sie nannten den Marsch >Weg der Tränen<.
Die Choctaws, Chicasaws, Creeks und Seminoles verließen ebenfalls ihr Heimatland im Süden. Im Norden zogen die wenigen Überlebenden der Shawnees, Miamis,
Ottawas, Hurons, Delawares und vieler anderer einst mächtiger Stämme zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Wagen über den Mississippi und nahmen ihre schäbigen Habseligkeiten mit. Als Flüchtlinge, als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen und freien Prärieindianer.«"'
Und sie waren dort keineswegs gern gesehene Gäste.
Es half ihnen auch nichts, daß der »Große Rat« in Washington beschloß, ein »Bureau of Indian Affairs« einzurichten, das den Vertriebenen helfen sollte, zu überleben.
Statt sich zu einem Amt für indianische Angelegenheiten zu entwickeln, wurde daraus mehr und mehr eine Behörde gegen indianische Interessen, meist von Bleichgesichtern geleitet, die gar kein Interesse daran hatten, das »Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mit den Indianerstämmen und zur Erhaltung des Friedens in den neuen Siedlungsgebieten« vom 30. Juni 1834 konsequent im Interesse der Indianer anzuwenden.

Apache-Frauen, die vom Heusammeln zurückkehren, passieren mit streunenden Hunden einen Kavallerieoffizier.
Apache-Frauen, die vom Heusammeln zurückkehren, passieren mit streunenden Hunden einen Kavallerieoffizier.

Nachdem die Gebiete westlich des Mississippi mit Ausnahme der Staaten Missouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansas so zum Indianerland erklärt worden waren,
hätten sie eigentlich »off Limits« für amerikanische Siedler und zumindest für Händler sein müssen, die einen zweifelhaften Ruf genossen. Aber die Ewigkeit, für die die Indianergrenze Mississippi gelten sollte, dauerte nur kurz.


Kaum verbreitete sich im Osten das Gerücht, daß in Kalifornien in großen Mengen Gold zu finden war, brach ein wahrer Rausch, ein Fieber, aus.

Tausende von Glücksrittern setzten sich mit Sack und Pack, mit Pferd und Wagen in Richtung Südwesten in Bewegung. Andere Weiße zog es in diesen Jahren um 1848 auch nach Oregon zum Siedeln. Vor allem nach dem Ende des Bürgerkriegs im Frühjahr 1865 wälzte sich eine Flut von Siedlern in den Westen. Straßen, Eisenbahnen und Postkutschenlinien wurden durch das feierlich mit Brief und Siegel den Indianern überlassene Land gelegt.

 

Mit der Folge, daß die Büffel und das Wild, die nicht den Raubzügen der Weißen zum Opfer fielen, das Weite suchten und so die Jagdgründe der Indianer immer kleiner wurden. Nachdem diese lange stillgehalten und geduldig, wenn auch zornerfüllt, mit angesehen hatten, wie die Weißen die Verträge, die sie mit den Ureinwohnern geschlossen hatten, zum Beispiel den Vertrag von 1851 mit den Cheyennes, Arapahos, Sioux und Crows, eins ums andere Mal brachen, gruben sie, als es jetzt an ihre Existenz ging, die Kriegsbeile wieder aus.

 

Sie versuchten es mit einer Taktik der Nadelstiche gegen die westwärts ziehenden Trecks, gegen die Verkehrsverbindungen der Weißen, gegen Siedlungen der Pioniere
und nicht zuletzt gegen die weit in ihr Land hineingebauten Vorposten der Armee die Forts: wie Laramie am Platte River.

Der offene Indianerkrieg begann 1861 in Colorado. Bedrängt von der immer weiter vorrückenden »Mining Frontier«, dem Einströmen immer neuer Bergleute in ihr Land, griffen die Cheyennes und die Arapahos zu den Waffen. Da sie aber den Repetiergewehren der Weißen, deren Entwicklung 1860 begonnen hatte, und den Kavallerieattacken der »Blauröcke« nichts entgegenzusetzen hatten als ihre List, ihre Beweglichkeit und ihren Mut, waren diese Stämme genauso zur Niederlage in diesem Verzweiflungskampf verurteilt wie die Apachen und Navajos, die einige Jahre später zum Gegenangriff gegen die landhungrigen Weißen übergingen.


Dieser Krieg endete 1865 mit ihrer Unterwerfung und mit der Errichtung von Reservaten. Dort lebten sie, zusammengepfercht auf unfruchtbarem Boden, wie Flüchtlinge im eigenen Land. Wenn die kargen Ernten nicht reichten, um die Kinder satt zu machen, mußten sie die Reservatsposten aufsuchen und dort um Nahrungsmittel betteln. Mit Hungerrationen wurden sie meist abgespeist, die zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben waren.
Und die Weißen taten alles, um die einst so stolzen »roten Männer« zu demütigen, indem sie zum Beispiel die Reservatsindianer Hundemarken tragen ließen


Auch der erste Sioux-Krieg, der unter anderem deshalb ausgebrochen war, weil die Weißen von Fort Laramie in Wyoming eine Straße nach Bozeman in Montana bauen wollten, endete am 29. April 1868 mit der Niederlage der Indianer. Desgleichen der Apachenkrieg in Neu-Mexiko und Arizona, der mit einem Massaker an hundert Indianern in Camp Grant am 30. April 1871 begann und mit der Gefangennahme des Häuptlings Geronimo 1886 zu Ende ging.
Obwohl die Sioux in ihrem zweiten Krieg 1875/76, den sie führten, um die Black Hills, ihre letzten Jagdgründe, gegen das vertragswidrige Eindringen des »weißen Mannes« zu verteidigen, am 24. Juni 1876 in der Schlacht am Little Bighorn über den »Long Hair« von ihnen genannten General George Armstrong Custer und seine Männer einen ersten Sieg erringen konnten, mußten sie sich mit ihren Häuptlingen Sitting Bull und Crazy Horse am Ende doch geschlagen geben.


1873 hatte Präsident Ulysses S. Grant den US-Bürgern untersagt, das Land der Nez Perces, die im Nordwesten lebten, zu besiedeln.
Aber die Gier nach Gold und Land machte auch dieses Versprechen null und nichtig. Die Indianer mußten unter ihrem Häuptling Joseph Krieg gegen die Eindringlinge führen, den sie im September 1877 dann verloren.

Als die US-Armee am 29. Dezember 1890 in der Schlacht am Wounded Knee fast 300 Teton Sioux, Männer, Frauen und Kinder, massakrierte,endete damit der letzte Akt in der Tragödie der Indianer. Kein Wunder, daß der Direktor der US-Zensus-Behörde im gleichen Jahr die offizielle Schließung der »Frontier« verkünden konnte, »jener seit zweieinhalb Jahrhunderten nach Westen wandernden Grenzregion, der sich unternehmende und abenteuerlustige Elemente immer wieder zugewandt hatten, um dort ihr Glück zu machen. «

 
Die große Expansionsbewegung von Osten nach Westen über den nordamerikanischen Kontinent war damit abgeschlossen.

Quelle

VERLAG FÜR AMERIKANISTIK, 25931 Wyk auf Foehr
Quellennachweis des Textes: Quellennachweis der Abbildungen:
© by Benjamin Capps, 1973 "Die Indianer"
© by Frank Niess, 1984 "Der Koloß im Norden (USA) "
sowie Veröffentlichungen der Kongreßbibliothek der USA (LOC) und des US Nationalarchiv (NARA)